Sonderausgabe Wirtschaftsspiegel Thüringen - page 9

Innovationsmotor Kunststoff
9
Die Kombination von Herstellungs-
verfahren im Sinne der Reduzierung der
Gesamtprozessschrittanzahl scheint in
erster Näherung keine signifikanten
Vorteile zu bringen. Für die schonende
Verarbeitung von empfindlichen Bio-
kunststoffen ergeben sich jedoch neue
Anwendungsmöglichkeiten. Bisher wur-
de von einer Kombination aus Bio-
kunststoffen und Füllstoffen abgese-
hen, da die Zersetzung des Kunststoffs
dem Verstärkungseffekt entgegenwirkt.
Die schonende Verarbeitung von
Kunststoffen mittels eines neuen
Verfahrens, einer Kombination aus
Doppelschneckenextruder und Spritz-
gießmaschine, könnte ein Weg zur
Verbesserung der Materialeigenschaf-
ten sein. Die Kombination führt zum
Entfall von Schritten wie der Granulat-
herstellung und dem erneuten Auf-
schmelzen beim Formgeben. Dies redu-
ziert die Zersetzung der Schmelze trotz
der Kombination mit Verstärkungs-
stoffen. Das Anwendungsspektrum für
Biokunststoffe kann durch die verbes-
serte Verfahrenstechnik gesteigert wer-
den und umweltfreundliche, degradier-
empfindliche Kunststoffe können
vermehrt und vor allem in anspruchs-
volle Anwendungen gebracht werden.
Energieeffizienz in der
Kunststoffverarbeitung:
Einsparpotenziale von
30 Prozent keine Seltenheit
Die Energiepreise steigen selbst inflati-
onsbereinigt stetig in Deutschland. Für
Kunststoffverarbeiter ist Energieeffi-
zienz damit eine wichtige Möglichkeit,
den Kostentreiber Energie wieder zu
kontrollieren. Die wesentlichen Ener-
gieverbraucher in Kunststoff verarbei-
tenden Unternehmen sind der Verar-
beitungsprozess selbst (40 bis 70
Prozent), Kälteversorgung (10 bis 25
Prozent), Raumlufttechnik (5 bis 15
Prozent), Druckluft (5 bis 15 Prozent)
und die Beleuchtung (5 bis 10 Prozent).
Während die Effekte eines Wechsels der
Beleuchtungstechnik oder anderer in-
frastruktureller Änderungen einfach
nachvollziehbar sind, sind Ansatzmög-
lichkeiten und Maßnahmen zur Stei-
gerung im Verarbeitungsprozess kom-
plexerer Natur. Sie reichen von
Einstellparametern des Prozesses, der
mationen zu den verarbeiteten Kunst-
stoffen und Verfahrensparametern die
Möglichkeit zur Bewertung des Energie-
verbrauchs hinsichtlich möglicher
Einsparpotenziale und geeigneter Maß-
nahmen zu ihrer Erschließung. Das
Know-how hierzu soll in der Thüringer
Energieeffizienzinitiative der Kunststoff
verarbeitenden Unternehmen intensiv
ausgeweitet werden.
In einem gemeinschaftlichen Projekt
Thüringer Kunststoffverarbeiter und des
Fachgebietes Kunststofftechnik der TU
Ilmenau sollen die Grundlagen zum
Energieverbrauch der wesentlichen
Verarbeitungsverfahren vertieft und zu
einem praxisgerechten Tool zur
Identifizierung von Einsparpotenzialen
verdichtet werden. Darüber hinaus bie-
tet das Fachgebiet Kunststofftechnik in
diesem Themenfeld Beratungen oder
größer angelegte Projekte an. Ge-
meinsam mit dem PolymerMat e.V. wer-
den regelmäßige Treffen der Fach-
gruppe Energieeffizienz veranstaltet, in
denen sich kunststoffverarbeitende
Unternehmen informieren und austau-
schen. (tl)
Werkzeugtechnik und der eingesetzten Maschinen
samt ihrer Antriebstechnik über die Anlagenperi-
pherie. Auch vorgelagerte Entwicklungsprozesse, d. h.
die Produktentwicklung hinsichtlich einer energieef-
fizienten Produktion, können in Betracht gezogen
werden. Die Produktionsplanung legt über die Maschi-
nenbelegung ebenfalls Randbedingungen für den
Energieverbrauch bei der Herstellung eines Produktes
fest. Energieeinsparungen im Verarbeitungsprozess
weisen bei vielen Kunststoffverarbeitern ein Potenzial
in Größenordnungen von bis zu 30 Prozent auf. Ein at-
traktives Potenzial, dessen vollständige Nutzung
kunststofftechnologisches Know-how erfordert. Denn
alle genannten Ansatzpunkte sind auch mit der
Produktivität verknüpft. Dabei müssen Maßnahmen
zur Steigerung der Energieeffizienz nicht zwangsläu-
fig eine Einschränkung des Prozessfensters bedeuten.
Im Gegenteil: Viele Varianten zur Dämmung von be-
heizten Anlagenkomponenten oder Werkzeugen ent-
koppeln den Prozess von störenden Umwelteinflüssen
und senken gleichzeitig den Energiebedarf. Ähnliche
positive Wechselwirkungen können bei der Werkzeug-
gestaltung, der Maschinenauslegung und -planung so-
wie Prozessparameterwahl genutzt werden.
Die vielfältigen Ansatzpunkte zur Energieeinsparung
führen zur Frage, womit angefangen werden sollte.
Energiemonitoringsysteme oder stichpunktartige
Energieverbrauchsmessungen ergeben erst mit Infor-
.
Übertragung und Anpassung bestehender Kunststoffprodukte
.
.
auf neue Anwendungsbereiche
.
Foto: Lev Kropotov/fotolia
1,2,3,4,5,6,7,8 10,11,12,13,14,15,16,17,18,19,...20
Powered by FlippingBook